Alle Gleich – Alle Anders

Drei Perspektiven auf Geschlechteraspekte als fachliche Grundlage unserer Arbeit

von Christian Bliss

Die Kategorie Geschlecht kann sehr kontrovers diskutiert werden. Durch den Feminismus wurden drei Perspektiven aufgezeigt, aus denen man die Geschlechterthematik betrachten kann:

1. Gleichheitsperspektive

  • Männer und Frauen sind gleich
  • Forderung nach Chancengleichheit
  • Abbau von Herrschaftsverhältnissen

2. Differenztheoretische Perspektive

  • Betont die Verschiedenheit von Männern und Frauen
  • Männlichkeit und Weiblichkeit als unverwechselbare Eigenarten und als „duale naturhafte Wesenheiten“
  • Unterschiede werden als Ressourcen verstanden

3. (De-)Konstruktivistische Perspektive

  • Freie Konstruktion von Geschlechtsidentität
  • Kultur der Zweigeschlechtlichkeit wird in Frage gestellt
  • Auflösung der traditionellen Rollenzuschreibungen (z.B. Entkoppelung von z.B. männlich-rational / weiblich-emotional)

Keine der drei Perspektiven besitzt die alleinige Wahrheit. Vielmehr hat jede Perspektive ihre Berechtigung und beschreibt Teilaspekte der Wirklichkeit von Männern und Frauen.

Adaption auf die Männerarbeit

Da unsere Angebote sich an ausschließlich an Männer richten, haben wir diese Paradigmen für die Kategorie Männlichkeit angepasst. Daraus ergeben sich drei Perspektiven von Männlichkeit:

1. Gleichheitsperspektive

Alle Männer haben den gleichen maskulinen Kern als „naturhafte Wesenheit“: Wir schaffen einen positiven, wertschätzenden Rahmen, in dem sich Männer in ihren männlichen Selbstwert stärken und in einer solidarischen, unterstützenden Männergruppe an kollektiven Fragen des Mannseins arbeiten können.

2. Differenztheoretische Perspektive

Betont die Vielfalt von Männlichkeiten als Ressourcen: Wir achten darauf, dass sich Männer in ihrer individuellen Eigenart wiederfinden und entwickeln können. Dies geschieht durch individuell angepasstes Arbeiten und Feedback. Des Weiteren achten wir auf Partizipation und demokratische Entscheidungsprozesse innerhalb der Gruppe.

3. (De-)Konstruktivistische Perspektive

Freiheit, sich seine Männlichkeit selbst zu (de-)konstruieren: Männer werden angeregt, sich den tieferen Wirkungsebenen ihrer Männlichkeit bewusst zu werden. Sie lernen ihr Gefühls- und Verhaltensrepertoire zu erweitern und über einseitig traditionelle Rollenbilder hinauszuwachsen.
In unserer Arbeit bemühen wir uns, eine Balance zwischen diesen drei Perspektiven zu erlangen. Jede Perspektive wird mittels der beiden anderen Perspektiven hinterfragt und reflektiert.